El Charlten ist klein, und die Plätze, in denen man eine Internetverbindung bekommen kann, eine sehr sehr langsame Internetverbindung, sind begrenzt, besonderes hier im Winter. An einem dieser Plätze lernte ich Andrew kennen. Einen asketischen, fünfundvierzigjährigen Mann aus Liverpool, der sich hier für den Winter eine Hütte gemietet hat, um seiner Arbeit nachgehen zu können: die Arbeit des Landschaftsfotografen. Wenn ich ein Buch über diese Reise schreiben würde, er würde ein eigenes Kapitel bekommen. Wir hatten lange Gespräche über unsere unterschiedlichen Auffassungen von Fotografie. Das, was mir in Erinnerung bleiben wird, ist seine obsessive Haltung, wie er das perfekte Bild sucht und dieser Suche sein ganzes Leben unterordnet. Ob er Morgens um 4 Uhr aufsteht, um mal eben, bei minus 5 Grad in Dunkelheit den 1200 m hohen Berg zu erklimmen, dort, nach unzählig vergeblichen Malen endlich das Licht zu finden, das ihm für seine Bildkomposition am Besten erscheint, um dann, kurz nach dem Hell werden, wieder in El Charlten eintrifft und sich in der Bäckerei einen Kaffee holt.
Ich fragte ihn, was ihn antreibt. Die Erfüllung seines Lebens liegt für ihn darin, eine Ausstellung mit 6 perfekten Landschaftsfotografien machen zu können, perfekte Fotografien, die über ihn und sein Leben hinaus verweisen. Die in der Zeit Bestand haben werden. Aus den unzähligen Fotos, die er bis jetzt gemacht hat, aus allen Kontinenten der Welt, die er für seine Fotografien bereiste, ist ihm bis jetzt, seiner Meinung nach, schon eines von diesen 6 perfekten Fotos gelungen.
Und noch einen Enthusiasten habe ich hier, am Ende der Welt getroffen. Elias, einen Libanesen, der in London aufwuchs, als Banker arbeitete, sein Haus verkaufte um mit dem Geld, seiner Meinung nach, etwas sinnvolles aus seinem Leben zu machen. Er fährt mit seinem Motorrad seit 2 Jahren in 3 Etappen um die Welt. Am Ende seiner Reise wird ein Buch entstehen, dass die Schönheit unserer Welt zeigen soll. Der Erlös, aus dem Verkauf des Buches, spendet er krebskranken Kindern. Ihm habe ich es zu verdanken, an den 2. erreichbaren Zielpunkt des „Line of Sight“ Projektes, hier in Patagonien, gelangt zu sein. Der liegt 25 km nördlich von El Charlten und ohne Fahrzeug kaum erreichbar. Wir sahen uns die Location von seinem Motorrad aus an und er brachte mich, da das Wetter hier unberechenbar ist, mit meiner Ausrüstung, am nächsten Tag dort hin zurück. Ich habe 4 Tage
dort verbracht, um die Landschaften zu zeigen, die die geodätische Linie des Bergmann Bordinghouse durchlaufen. Von einem Landschaftsfoto, das ich dort machte, weiß ich, dass es Andrew sehr gefällt.
Elias and his BMW 1200